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Spam & Konsorten

Von Vorschussbetrug, Scambaiting und der Nigeria Connection

Als Unternehmensberatung für Strategie, Marketing und Organisation begleiten wir immer wieder Existenzgründer oder Unternehmen bei Fragen der Finanzierung ihrer Geschäftsvorhaben. Dabei erleben wir immer wieder, dass manche Menschen sehr merkwürdige Vorstellungen in Bezug auf die Gewährung von Darlehen oder die Akquise von Beteiligungskapital haben.

Noch merkwürdiger erscheint aber die Tatsache, dass tatsächlich immer wieder Menschen auf die Betrugsmasche der Nigeria Connection hereinfallen. Bei diesem sogenannten Vorschussbetrug wird dem Betrugsopfer eine große Summe Geld versprochen. Allerdings muss zuvor meist irgendetwas bezahlt werden, damit die Transaktion stattfinden kann.

Dazu haben wir bereits hier im jhmc Magazin einige Artikel veröffentlicht. Irgendein angeblicher Rechtsanwalt hat herrenlose Millionen gefunden und da man zufällig den gleichen Nachnamen wie der verblichene Millionär ohne Nachkommen hat, bietet der angebliche Rechtsanwalt an, sich die Millionen zu teilen. Irgendwann wird man dann gebeten, eine Transaktionsgebühr zu zahlen. Wenn man dies macht, ist man natürlich nur sein Geld los. Sonst passiert nichts. Die „herrenlosen Millionen“ wandern auf jeden Fall garantiert nicht auf das eigene Konto.

Je blöder die Geschichte, desto wahrscheinlicher der Erfolg der Vorschussbetrüger

Obwohl man eigentlich denken müsste, dass diese uralte Masche nicht mehr funktionieren dürfte, finden sich immer wieder gutgläubige Deppen, die darauf hereinfallen. Wer ein wenig googelt, der findet beispielsweise die Geschichte einer österreichischen Geschäftsfrau, die den Vorschussbetrügern 350.000 € überwiesen hat. Hier der Screenshot des Artikels auf der Webseite des Stern:

Vorschussbetrug Screenshot Nigeria Connection 001a

Irgendwie kann man da nicht einmal Mitleid mit der Dame empfinden. Denn wer aufgrund einer per Spam-Mail zugesandten Nachricht mit zweifelhaftem Inhalt Kontakt mit den Betrügern aufnimmt und tatsächlich Geld überweist, ist wirklich selber schuld. Dennoch hat die hier zitierte Geschäftsfrau 350.000 € an die Nigeria Connection überwiesen. Dazu hat sie sogar eine Münzsammlung verkauft, Sparvertrräge aufgelöst und aus Ihrem Unternehmen ein Gesellschafterdarlehen entnommen. Wie bescheuert muss man sein?

Andererseits scheinen sich die Menschen nach Märchen zu sehnen. Denn das erleben wir im täglichen Geschäft auch immer wieder. So gibt es beispielsweise Gründer, die mit völlig unmöglichen Unterlagen zu uns kommen. Wenn wir diesen Gründern erklären, dass man mit einer derart schlechten Vorbereitung niemals einen Investor finden kann, dann scheinen diese Gründer das nicht zu verstehen oder auch gar nicht hören zu wollen. Eine Bereitschaft, einen Businessplan zu beauftragen, besteht oftmals nicht. Stattdessen werden wir gefragt, ob wir nicht eine Ausnahme machen könnten und die vorhandenen Kraut-und-Rüben-Unterlagen an Investorenkontakte weiterleiten könnten.

Das machen wir natürlich nicht. Denn mit derart schlechter Vorbereitung verbrennt man sich ganz schnell bei seinen Kontakten. Diese Botschaft wollen viele Menschen jedoch nicht hören. Interessanterweise fallen jedoch viele Menschen auf sogenannte Rip-Dealer rein. Diese versprechen unter abenteuerlichen Geschichten Beteiligungskapital oder Darlehen zu unfassbaren Konditionen. Voraussetzung: Man muss irgendwo auf einem Konto eine Sicherheit hinterlegen oder an dunklen Ecken Bargeld tauschen. Es ist unfassbar: Weil wir hier im jhmc Magazin in diversen Artikeln darüber berichten, erhalten wir immer wieder Nachrichten von Menschen, die auf diese Betrugsszenarien hereingefallen sind.

Scheinbar scheint bei einigen Menschen demnach die Gier den Verstand zu vernebeln. Wie sonst kommt man auf die Idee, große Geldbeträge an wildfremde Menschen zu überweisen, von denen man keine verifizierten Kontaktdaten hat und die man noch nie persönlich gesehen hat? An Menschen, die man lediglich aufgrund von Telefonaten oder E-Mail-Verkehr kennt und die sich nicht ausgewiesen haben, einem aber hanebüchene Geschichten von Bargeldtransaktionen aus dem Diamantengeschäft, verschollenen Millionen gestorbener Geschäftsleute ohne Erben oder sonstwelchen Bockmist erzählen?

Offenbar gilt oftmals: Je bescheuerter die Geschichte, desto wahrscheinlicher ist es, irgendwann einen Deppen zu finden, den man über den Tisch ziehen kann.

Scambaiting: Späße mit der Nigeria Connection

Immerhin: Wer sich immer wieder mit dem Thema beschäftigt, stolpert irgendwann auch über das makabre Hobby mancher Internetnutzer. Dieses Hobby nennt sich Scambaiting. Dabei dreht man den Spieß um und tritt mit den Urhebern der entsprechenden Spam-Mails in Kontakt.

Da offenbar viele der Spammer bzw. Vorschussbetrüger auch nicht viel schlauer als ihre Opfer sind, gelingt es den Scambaitern regelmäßig, ziemlich ulkige Fotos ins Netz zu stellen. Auf diesen Fotos beweisen die Spammer der Nigeria Connection durch irgendwelche Aktionen, dass sie tatsächlich existieren. Stolz halten sie dann irgendwelche Schilder in die Kamera und scheinen gar nicht auf die Idee zu kommen, dass man die Aussagen auf den Fotos vielleicht mal per Google-Translator übersetzen könnte.

Der folgende Screenshot zeigt einige Fotos, deren ulkiger Inhalt durchaus geeignet ist, auch extrem schlechte Tage zu retten:

Screenshot Suchergebnisse Scambaiting 001a

Allerdings sollte man nach unserer Auffassung auch hier Vorsicht walten lassen. Denn die Vorschussbetrüger der Nigeria Connection sind zunächst einmal eines: Kriminelle. Und niemand weiß, ob nicht irgendwann einmal ein Schlägertrupp der Nigeria Connection vor der Tür steht, wenn man die Vorschussbetrüger derart vorführt.

Bildnachweis: Screenshots & Pixabay CCO Public Domain

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