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ExistenzgründungUnternehmensbeteiligung

Über die Irrungen und Wirrungen von Gründern auf der Suche nach Beteiligungskapital

Immer wieder erreichen uns Anrufe und E-Mails zu unseren Beiträgen zu den Betrugsszenarien Rip Deals und Program Trading, die uns zeigen, dass offensichtlich nach wie vor viele kapitalsuchende Gründer und Unternehmer mit eher dubiosen Anbietern Bekanntschaft machen. Dies zeigt uns, dass es nach wie vor wichtig ist, in unseren Magazinbeiträgen über diese Szenarien aufzuklären. Gleichzeitig zeigt es aber auch, dass offensichtlich auch sehr viel Unsicherheit bzw. Unwissen in Bezug auf das Angebot von Beteiligungskapital für Gründer und Unternehmen besteht.

Dabei ist es eigentlich ganz einfach. Eine wichtige Grundregel lautet: Seriöses Beteiligungskapital gibt es niemals an dunklen Ecken! Auch wenn die Private Equity Industrie auf den ersten Blick noch so undurchsichtig erscheint: Es handelt sich durchaus um eine Industrie mit Regeln und seriösen Anbietern. Das Problem: Offenbar wissen viele Unternehmer nicht, wie ein geeigneter Kontakt aufgebaut werden kann. Ebenso scheinen viele nicht zu wissen, wie man seriöse von unseriösen Angeboten unterscheidet.

Bringen wir also ein wenig Licht ins Dunkel. Heute erreichte uns folgende E-Mail, die wir zum Anlass nehmen, das Thema Beteiligungskapital ein weiteres Mal zu vertiefen.

„Guten Tag Herr Haupt,

mein Name ist (Namen nennen wir hier nicht).

Ich bin kapitalsuchender Unternehmer. Ich bin durch einen Link auf Ihre Seite gelangt, nachdem ich mich im Internet schlau machen wollte, ob die derzeitige Firma , die mir ein Darlehen geben will, zu den Rip Dealern gehört. Da ich schon seit vielen, vielen Monaten auf der Suche nach Kapital etc. für mein Projekt bin, habe natürlich auch ich schon Bekanntschaft mir solchen Leuten gemacht, wie Sie es auf Ihrer Seite beschreiben. Nach Mailand oder Holland kommen. Bargeld mitbringen, bekomme Bargeld zurück etc. etc.

Von dem habe ich natürlich die Finger gelassen und bin nie irgendwo hin gefahren oder geflogen. Doch jetzt habe ich seit einigen Wochen mit einer Schweizer Firma Kontakt – (hier war ein Link, den wir entfernt haben) wo ich trotz der bereits gemachten Erfahrung mit Rip Dealern die Firma bzw. die Echtheit nicht wirklich einschätzen kann. Dies vor allem, weil es auch eine Firma mit einer ausführlichen Webseite ist, was ich bei den anderen nicht erlebt habe. Wissen vielleicht Sie, Herr Haupt, etwas über diese Firma?“

Nun ja, zunächst einmal müssen wir sämtliche anfragenden Gründer und Unternehmer bezüglich derartiger Fragen enttäuschen: Wir kennen keine Namen irgendwelcher Rip Dealer und können auch meist nicht viel zu irgendwelchen in derartigen E-Mails oder Telefonaten genannten Unternehmen sagen. Auch das in der oben zitierten E-Mail genannte Unternehmen, mit dem der Gründer offensichtlich in Kontakt stand, ist uns nicht bekannt.

Auch der Hintergrund unserer eigenen Bekanntschaft mit den zitierten Betrugsszenarien ist schnell erklärt: Wir haben einmal ein Projekt begleitet, dessen Initiatoren vor unserer Beauftragung auf eigene Faust versuchten, Beteiligungskapital zu finden. So waren sie an einen Kontakt geraten, der offensichtlich den Rip Dealern zuzuordnen ist. Die Mandanten leiteten die diesbezüglichen Informationen an uns weiter, da wir ja ein Magazin betreiben, in dem wir u.a. über derartige Fälle berichten.

Kurz darauf suchten einige Personen den Kontakt mit uns und behaupteten, bezüglich der Suche nach Beteiligungskapital das Ei des Kolumbus entdeckt zu haben. Und da wir ja ein eigenes Magazin besitzen, in dem wir über derartige Fälle schreiben (vgl. oben), haben wir es uns nicht nehmen lassen, dieses schöne Angebot zur Recherche aus erster Hand anzunehmen und ein wenig über das sogenannte Program Trading zu berichten. Als uns die Sache dann zu gefährlich wurde, brachen wir dann doch lieber den Kontakt ab und übergaben unsere Recherchen der Kriminalpolizei.

Wie aber finden nun Gründer und Unternehmer einen Kapitalgeber, der seriös ist und das Unternehmen auf seinem Weg voran bringt?

Nun, eigentlich ist dieser Weg ganz einfach: Zunächst einmal benötigt man für sein Vorhaben einen fundierten Businessplan. Diesen kann man selber schreiben, es empfiehlt sich jedoch, mit einem Unternehmensberater zusammenzuarbeiten, da Beteiligungskapitalgeber eine gewisse Form und auch einen bestimmten Aufbau erwarten. Auch sollte man nicht vergessen, dass ein Businessplan nicht nur aus einer Planungsrechnung besteht, sondern auch das Vorhaben selber fundiert und in einem nachvollziehbaren Fließtext beschreiben sollte.

Mit diesem Businessplan (bzw. zunächst meist mit einer Summary) wendet man sich dann ein einen geeigneten Beteiligungskapitalgeber. Je nach Anlass, Unternehmensgröße oder -stadium unterscheidet man z.B. Business Angels, Venture Capital Gesellschaften, Private Equity Gesellschaften, Family Offices oder strategische Investoren. Diese haben bestimmte Investment-Kriterien, nach denen sie entscheiden, in welche Vorhaben sie investieren.

Manche der genannten Investoren bevorzugen bestimmte Branchen. Andere investieren nur innerhalb einer definierten Region. Wieder andere investieren nur in Gründungsvorhaben, bei denen man noch die Phasen Seed und Start-up unterscheiden kann. Weiter gibt es Investoren, die nur in bereits lange bestehende Unternehmen investieren. Oft finanzieren sie Übernahmen, M&A-Transaktionen wie MBI/MBO usw.

Hat man einen interessierten Investor gefunden, so wird er das Unternehmen bzw. das Vorhaben im Rahmen einer Due Diligengce prüfen. Im Anschluss wird er ein Angebot unterbreiten und seine Vorstellungen in einem Vertragsentwurf vorlegen. Das Closing – also die Vertragsunterzeichnung – wird vor einem Notar stattfinden. Wieder gilt: Mit dunklen Ecken und dubiosen Angeboten oder Treffen in Italien hat das alles garantiert nichts zu tun.

Um sich im Dickicht der oben beschriebenen Angebote zurechtzufinden ist es wiederum ratsam, mit einem in diesem Umfeld erfahrenen Unternehmensberater zusammenzuarbeiten. Dieser wird i.d.R. über direkte und indirekte Kontakte in die Investorenszene verfügen.

Dazu ein Beispiel: Die Jörg Haupt Management Consulting besucht regelmäßig den Düsseldorfer Venture Capital Stammtisch und hat auch bereits nachweislich Unternehmen bei der Suche nach Beteiligungskapital begleitet. So unterstützten wir beispielsweise Anfang 2011 einen Sportgerätehersteller bei der Akquise von Beteiligungskapital und sind somit dafür mitverantwortlich, dass der Schulsport bald richtig cool wird.

Fazit: Es macht Sinn, sich im Rahmen von Unternehmenstransaktionen auf die Begleitung durch Fachleute zu verlassen. Denn diese kennen die komplexen Zuammenhänge, wissen worauf es ankommt und können auch seriöse von unseriösen Angeboten unterscheiden. Darüber hinaus verfügen sie über geeignete Kontakte, mit denen man die richtigen Ansprechpartner findet.

Auch hilft es, nicht einfach blind loszulaufen, sondern sich im Vorfeld erst einmal zu informieren. Das Internet bietet reichhaltige Informationen, die einen guten Einstieg in das Thema bieten. Das Einstellen von Anzeigen in diversen Kleinanzeigenportalen dagegen führt meist dazu, dass sich die weiter oben zitierten Leute melden. Und mit denen will eigentlich niemand wirklich etwas zu tun haben.

Bildnachweis: Lizenzfreies Bild aus der Datenbank Free PhotosBank

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