Es ist noch gar nicht lange her, da wurden wir von einem unserer Kooperationspartner kontaktiert, ob wir uns nicht einmal ein Projekt anschauen könnten. Es handelte sich um die Gründung eines neuen Eisenbahn-Unternehmens, und da wir doch bereits diverse Projekte in den Bereichen Logistik, Touristik und Bereederung durchgeführt haben dachte unser Kooperationspartner, dass wir dem Unternehmen bei der Suche nach Beteiligungskapital behilflich sein könnten.
Wir sagten, dass wir uns das Projekt ja einmal abschauen könnten. Also machte sich unser Kooperationspartner daran, zunächst einmal den Businessplan des Projektes aufzutreiben.
Nach einigen Tagen lag uns der Businessplan vor. Nun ja, dieser war leider weit davon entfernt, für die Ansprache von Investoren geeignet zu sein. Dennoch machten wir einen Termin mit den Gründern.
Als wir zum vereinbarten Termin eintrafen, waren die Gründer zunächst einmal gar nicht anwesend. Super, das fing ja gut an! Unter Einhaltung des „akademischen Viertels“ erschien dann der Junior – das Management-Team sollte aus Vater und Sohn bestehen.
Nein, einen neuen Businessplan wollten sie nicht anfertigen lassen. Zwar erzählte unser Junior-Gründer, die Sparkasse Düsseldorf hätte den Businessplan als den schlechtesten Businessplan bezeichnet, der ihnen je vorgelegt wurde. Doch da ja auch wir verstanden hätten, worum es ginge, müsse dieser nun reichen.
Nun ja, man muss sich dabei einfach einmal vorstellen, dass die Gründer immerhin ca. 3 Mio. Euro Beteiligungskapital suchten. Dann sollte man doch annehmen, dass der Businessplan inhaltlich strukturiert und auch optisch ansprechend gestaltet sein sollte, oder? Immerhin bekommen mögliche Beteiligungskapitalgeber im Laufe eines Jahres etliche Businesspläne zu Gesicht. Und was würden Sie, liebe Leser, wohl machen, wenn Sie an der Stelle eines Beteiligungsmanagers säßen und einen Businessplan erhielten, der – vorsichtigig ausgedrückt – aussieht wie Kraut und Rüben? Richtig! Sie würden ihn direkt in die Ablage „P“ sortieren.
Unsere Gründer indes waren da wesentlich zuversichtlicher. Denn aufgrund eines Presseartikels hätten sich ja bereits etliche Investoren aus Russland bei ihnen gemneldet, die unbedingt einsteigen wollten. Gut dieser Presseartikel, den unser fleißiger Junior-Gründer uns ebenfalls vorlegte berichtete davon, dass das Unternehmen pleite sei und dringend Investorengelder suche. Ja, das sind natürlich nicht nur „beste“ Voraussetzungen zur Einwerbung seriösen Beteiligungskapitals. Mit solchen Pressemeldungen macht man meist auch eher unseriöse Zeitgenossen auf sich aufmerksam.
Das störte unseren Junior-Gründer aber irgendwie alles überhaupt nicht. Denn – da mit südeuropäischem Migrationshintergrund – mit unfassbarem Machogehabe machte er auf dicke Hose und fiel vor Lässigkeit fast vom Stuhl. Auch das ist natürlich denkbar geeignet, sich als seriöser Geschäftspartner zu präsentieren.
Lustig war auch ein Detail, das wir im Verlauf unserer weiteren Befragung aufdeckten. Im Businessplan stand nämlich, dass unser fleißiger Junior-Gründer an der TU München BWL studiert hätte. Doch als wir danach fragten sagte er, dass er zwar studiert hätte, seine Abschlussarbeit jedoch nie gemacht hätte. Großkotzig meinte er, dass er dafür keine Zeit mehr gehabt hätte. Außerdem wisse er ja, was er könne, da brauche er den Abschluss ja nicht.
Ne, ist klar! Halten wir also fest: Da möchte jemand 3 Mio. Euro Beteiligungskapital einwerben, der zu spät zum Termin kommt und dann vor lauter Coolness fast vom Bürostuhl fällt. Er lässt derart den südländischen Macho raushängen, dass man glauben könnte, er hätte neben dem ohnehin schon reichlich vorhandenen Testosteron von einem übereifrigen Endokrinologen noch eine Extradosis obendrauf verpasst bekommen.
Eine Ausbildung oder einen Hochschulabschluss kann er nicht vorweisen. Sein Vater und Senior-Partner hat zum Ausgleich des offensichtlich fehlenden Know-how immerhin schonmal eine Firma in den Sand gesetzt. Dafür ist der Businessplan nichts weiter als inhaltsleeres Geschwätz und machte auch formal den Eindruck, als hätte ihn jemand, der zum ersten Mal einen PC bedient, völlig lieblos heruntergetippt. Und um die Sache perfekt abzurunden präsentiert er dann auch noch Zeitungsartikel, in denen das Unternehmen ob seiner schlechten Leistung komplett verrissen wird und in denen auch noch zu lesen ist, dass das Unternehmen vermutlich insolvent sei.
Aber ansonsten geht’s – Danke!
Aber das war ja nicht das erste Mal, dass wir extrem merkwürdige Gründer kennengelernt haben. 😉
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