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Unternehmensbeteiligung

Über die merkwürdigen Vorstellungen mancher Gründer zur Suche nach Beteiligungskapital

Manchmal muss man sich wirklich wundern. Denn manche Gründer haben offenbar sehr merkwürdige Vorstellungen, wenn es um die Akquise von Beteiligungskapital geht. Immerhin: Trotz der seinerzeit losgetretenen unsachlichen Heuschreckendebatte suchen jede Menge Gründer Investoren für ihre Geschäftsideen.

Nun ist es natürlich so, dass niemand mit dem Geld wild um sich wirft. Es gibt demnach einige formelle Anforderungen auf dem Weg zu einer erfolgreichen Beteiligung. Eine davon: Man benötigt einen fundierten Businessplan. Nun werden Sie, liebe Leser, vielleicht sagen: „Aber das ist doch logisch und deshalb gar nicht der Rede wert.“ Doch weit gefehlt, wie das folgende Beispiel zeigt.

Ende 2010 wurde uns eine Geschäftsidee – ja, was? Vorgestellt kann man das eigentlich gar nicht nennen. Denn wir erhielten ein zehnseitiges pdf-Dokument, in dem sich der Gründer vor allem selbst beweihräucherte. Die ersten drei Seiten dieses sagenhaften Dokuments gingen für ein Deckblatt und ein Inhaltsverzeichnis drauf. Auf Seite vier folgte dann ein Vorwort, in dem es wortwörtlich hieß:

„Bei meinen Ausführungen werde ich die Welt und mich mit einem gewissen – nämlich dem mir eigenen – Humor betrachten, um Ihnen auch ein wenig Unterhaltung zu bieten. An einigen Stellen mag der Eindruck entstehen, dass ich ein selbstverliebtes Arschloch bin und mich ständig selbst beweihräuchere. Dieser Eindruck ist natürlich richtig.“

Hallo? Geht’s noch? Das kann doch wohl nicht ernst gemeint sein? Da sucht jemand Investoren und parodiert schlechte Comedy! Nicht zu fassen, oder?

Bezüglich der Darstellung seiner Geschäftsidee hatte sich der werte Herr indes weniger Mühe gegeben. Nach mehreren Seiten mit viel Worten und wenig Inhalt kam er auf Seite neun seines zehnseitigen Pamphlets nicht auf den Punkt sondern in die Nähe des Punktes: Er plane eine spezielle Internetplattform. Weiter hieß es:

„Zudem ist die Idee neu und stellt keine Konkurrenz zu bestehenden Plattformen dar. Anders ausgedrückt: Es ist eine Marktlücke!“

Wow! Selten haben wir gesehen, dass eine Geschäftsidee und eine Marktanalyse so detailliert auf den Punkt gebracht wurden. Weiter wollte er aber auch nicht ins Detail gehen. In einer E-Mail schrieb er uns dazu:

„Sehr geehrter Herr Haupt,

Sie erhalten einen kurzen Abriss meiner Idee als Anlage. Sie werden Verständnis dafür haben, dass ich sowohl die Idee an sich nicht preisgeben als auch keine detaillierten Zahlen nennen kann.

Wir sind beide lange genug im Geschäft, um die Gründe dafür zu kennen.“

Auch zu den Modalitäten der Beteiligung hatte der werte Herr sehr interessante Vorstellungen. Zwar schilderte er in seinem sagenhaften Pamphlet nirgendwo, wieviel Kapital er eigentlich einzuwerben gedenkt. Auch erfährt der Leser nichts über unbedeutende Kleinigkeiten wie z.B. Kostenstrukturen oder gar ein Erlösmodell. Zum Marketing erfährt man, dass ein Kinofilm gedreht werden soll. Dieser wird „low-budget“, ohne dass man jedoch erfährt, wie „low“ das Budget denn genau ist. Und nun glauben Sie bloß nicht, dass der Gründer was zum Inhalt verraten hätte.

Doch zurück zur Frage der Finanzierung und den Modalitäten der Beteiligung. Zu den Kosten des Films heißt es:

„Für das Projekt sind zunächst Darsteller erforderlich. Diese werden mir im wahrsten Sinne des Wortes kostenlos die Bude einrennen, da bin ich sicher. Für den Dreh selbst werden keinerlei Kosten entstehen, weil das zum Konzept gehört.“

Aha. Weiter erfährt man, dass die Programmierung der Internetplattform Geld kostet. Wer hätte das gedacht?

Außerdem scheint der Gründer die Mehrheit an seinem Unternehmen behalten zu wollen und ein Exit der Kapitalgeber kann erst erfolgen, wenn die geplante und nicht näher definierte Internetplattform über einen entsprechenden Zulauf und Erfolg verfügt. Erst dann könne das Potential seiner Idee auch für Dritte voll erkannt werden, schreibt der Gründer. Weiter schreibt er dazu:

„Daher ist auch ein Ausstieg erst zu diesem Zeitpunkt möglich. Ein früherer Ausstieg könnte im Übrigen dazu führen, dass irgendein Eierkopf die Idee vergeigt.“

Nein, eingebildet ist dieser Gründer gar nicht. Größenwahnsinnig trifft es vermutlich eher. Wir fragen uns indes, ob er das wirklich ernst meint mit seiner Geschäftsidee. Denn irgendwie mutet das Ganze doch an, also wolle ein Kabarettist einmal herausfinden, mit welchen durchgeknallten Ideen man immer noch hinreichend viele Wahnsinnige finden kann, die einem aufgrund inhaltsleeren Geschwafels noch Geld überweisen.

Interessanterweise ist dies kein Einzelfall, wenngleich die Vorstellung dieses „Geschäftsmodells“ in ihrer Durchgeknalltheit schon eine gewisse Einmaligkeit aufweist. Immerhin trägt solcherlei Comedy natürlich schon zu unserer Erheiterung bei, wobei man jedoch bedenken sollte, dass natürlich für die Kontaktaufnahme und auch die Sichtung eingereichter Unterlagen Zeit beansprucht wird, dies demnach Geld kostet. Hier stellt sich dann doch die Frage, was sich solche Zeitdiebe von derartigen Aktionen eigentlich versprechen.

Ernst gemeinten Projekten und den dahinter stehenden Gründern stehen wir dagegen natürlich gerne jederzeit als Sparringpartner zur Verfügung. Gerne geben wir diesbezüglich Auskunft zu unseren Referenzen.

Bildnachweis: Lizenzfreies Bild aus der Datenbank Free PhotosBank

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