Wieder einmal muss die Stadt Basel für ein Schreckensszenario herhalten: Denn nach Basel II kommt nun Basel III. Doch was bedeutet das? Und vor allem: Was bedeutet das für den Mittelstand?
Nun, zunächst einmal soll das Reformpaket des Basler Ausschusses der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Schwächen der bisherigen Bankenregulierung beheben. Ziel ist, eine Neuauflage der weltweiten Finanzkrise zukünftig zu verhindern. Deshalb sind die Banken durch Basel III gezwungen, ihr Eigenkapital zu stärken und ihre Risikopositionen samt ihres Kreditportfolios anzupassen.
Genau da kommt nun das Thema Mittelstand ins Spiel. Denn der deutsche Mittelstand bedient sich überwiegend der Banken als Finanzierungspartner. Gleichzeitig ist der deutsche Mittelstand im Vergleich zu anderen Ländern beim Thema Eigenkapital meist schlechter aufgestellt. Die Folge: Je nach Rating des Unternehmens werden Kreditverhandlungen schwieriger und die Konditionen werden für das Unternehmen schlechter.
Was also kann ein Unternehmen tun?
Nun, zum Glück muss auch der Mittelstand nicht auf Basel III warten wie ein Kaninchen vor der Schlange. Basel III tritt schrittweise von 2013 bis 2019 in der Europäischen Union in Kraft. Es bleibt also durchaus noch Zeit, Ihr Unternehmen vorzubereiten.
Die „Standard-Sprüche“ kann wahrscheinlich jeder mittelständische Unternehmer „beten“: „Sie müssen die Eigenkapitalquote erhöhen!“ – „Die Personalkosten sind zu hoch!“ – So oder ähnlich haben es vermutlich die meisten Unternehmer bereits einmal von ihrer Bank oder auch ihrem Steuerberater gehört. Doch die Antwort, wie das gehen soll, bleiben diese meist schuldig.
Strategie
Zunächst einmal möchten wir in diesem Zusammenhang auf das eher theoretisch klingende Wort Strategie abheben. Denn leider befassen sich viel zu wenige Mittelständler mit diesem Thema.
Das ist schade, denn aus einer strategischen Analyse lassen sich viele Handlungsoptionen für ein Unternehmen ableiten. Das geht von Fragen des Marktes und des Wettbewerbs bis hin zu der Frage, was das Unternehmen überhaupt macht, was es besser macht als die Wettbewerber und was man daraus für die Zukunft ableiten kann. Denn aus strategischen Grundsatzentscheidungen folgen klare Handlungsanleitungen für das Tagesgeschäft.
Marketing
Gerade der Mittelstand ist beim Thema Marketing häufig schlecht aufgestellt. Man muss sich das wirklich einmal vorstellen: Viele wirklich tolle Unternehmen mit Spitzenprodukten verraten praktisch niemandem, dass es sie gibt. Dabei gehört Klappern doch zum Handwerk. Die Folge: Umsatzpotentiale werden nicht genutzt, da die Zielgruppe das Unternehmen und seine Leistungen unter Umständen gar nicht kennt.
Selbst viele durchaus respektable Unternehmen haben auch im Jahr 2011 noch keine Webseite. Andere haben zwar eine Webseite, doch diese sagt vielfach nichts aus. Hier spielen jedoch genau die weiter oben beschriebenen strategischen Vorüberlegungen eine Rolle: Denn wenn ich mir Gedanken über meine Zielgruppe mache, dann kann ich diese auch gezielt ansprechen. Und wenn ich mir Gedanken mache, was ich denn besser kann als meine Wettbewerber, dann kann ich dies in meiner Kommunikation auch entsprechend darstellen.
Natürlich gilt dies nicht nur für Webseiten, sondern zieht sich meist wie ein roter Faden durch die gesamte Unternehmenskommunikation. Aber Webseiten sind leichter zu recherchieren als gedruckte Broschüren. Machen Sie sich also einmal den Spaß und untersuchen Webseiten von Unternehmen dahingehend, dass Sie herausfinden, was das Unternehmen eigentlich macht. Auf vielen Webseiten werden sie diese Information nämlich nicht finden!
Doch Marketing ist natürlich nicht nur Kommunikation. Auch das wird leider häufig vergessen. Dabei gibt es auch in den Bereichen Produktpolitik, Preispolitik oder Distributionspolitik viele Handlungsoptionen, die helfen, Umsätze zu steigern oder Kosten einzusparen. Und wer Umsätze steigert und Kosten einspart, wird letztlich seine Eigenkapitalquote stärken.
Organisation
Kommen wir noch mal zu einer oben zitierten Aussage zurück: Die Personalkosten sind zu hoch!
Doch was kann man hier machen? Steigert man die Umsätze, ist das vielleicht ohnehin schon gut ausgelastete Personal noch mehr ausgelastet mit der Folge weiter steigender Personalkosten durch Neueinstellungen oder Überstunden. Was also tun?
Nun, die Erfahrung zeigt, dass eine Betrachtung der Organisation von außen vielfach kleine Wunder bewirken kann. Denn auch bei grundsätzlich definierten Abläufen steckt der Teufel häufig im Detail. Die Folge: Vermeidbare Mehrarbeit führt zu Kostenfallen. Viele kleine zusätzliche und vermeidbare Kosten schaukeln sich zu einer bedeutenden Summe auf, die das Unternehmen unnötig belasten. Dazu ein Beispiel aus einem unserer im letzten Jahr bearbeiteten Projekte:
Das von uns beratene Unternehmen betätigt sich im Bereich Großhandel. Vielfach werden dabei Flüssigkeiten von großen Gebinden in kleinere Gebinde umgefüllt. Da ein verbindlicher Produktionsplan fehlte, erfolgte die Umfüllung häufig ad hoc nach Auftragseingang.
Die Folge: Anstatt einmal „durchzuproduzieren“, wurden kleinere Mengen für die jeweiligen Aufträge produziert. Demnach entstand Mehrarbeit für die Vergabe und Verwaltung von Chargennummern, Arbeitsvorbereitung, Säubern der Produktionsanlagen usw.
Und keine Frage: Es macht einen Unterschied, ob ich einen Behälter nur einmal mit dem Gabelstapler in die Produktion fahre und dafür eine Viertelstunde benötige, oder ob ich diesen Vorgang bei gleicher Produktionsmenge acht oder zehn Mal ausführe. Es macht einen Unterschied, ob ich die Abfüllanlage nur einmal eine Stunde lang reinigen muss, oder ob ich bei gleicher Produktionsmenge diesen Arbeitsgang zehn Mal wiederhole. Es zeigte sich: Bei gleicher Produktionsmenge konnten erhebliche Arbeitszeiteinsparungen und damit Kosteneinsparungen realisiert werden.
Förderung möglich
Das Gute für die Unternehmen: Nicht nur bezüglich Basel III, auch für das eigene Unternehmen sind solche Maßnahmen bares Geld wert. Denn wer am Ende des Tages mehr verdient, lebt sichtlich entspannter.
Ebenfalls gut für den Mittelstand: Die oben beschriebenen Maßnahmen sind meist förderfähig. So werden z.B. im Rahmen der Potentialberatung bis zu 50% der Beratungskosten staatlich gefördert. Hält man sich weiter vor Augen, dass diese Maßnahmen meist mittelfristig zur Steigerung des Umsatzes und zur Senkung der Kosten beitragen, so rechnet sich eine derartige Maßnahme quasi von selbst.
Laufender Austausch mit der Bank
Auch der Austausch mit der Bank ist vielfach eine Achillesferse des Mittelstands. Meist wird nur die monatliche BWA übermittelt und – oft mit einiger Verspätung – der Jahresabschluss. Hier stehen sich viele Unternehmer leider selbst etwas im Wege, und das nicht nur vor dem Hintergrund von Basel III.
Grundsätzlich gilt, dass ein fundierter Austausch mit der Bank häufig viele Türen öffnet, die andernfalls verschlossen bleiben. So haben wir schon mehrfach erlebt, dass offene Gespräche kleine Wunder bewirkt haben. In mehreren Projekten wurden Kreditlinien sehr unbürokratisch erheblich ausgeweitet, da der Bank eine Perspektive aufgezeigt wurde. Hier kann eine kontinuierliche Unterstützung des Unternehmens durch erfahrene Fachleute eine große Hilfe sein.
Bildnachweis: Lizenzfreies Bild aus der Datenbank Free PhotosBank