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Spam & Konsorten

Ein Brief aus Mexiko – das nutzlose Ausstellerverzeichnis Expo-Guide

Heute erhielten wir einen Brief aus Mexiko. In diesem schreibt uns eine obskure Firma namens Expo-Guide:

Aktualisierung Ihrer Daten

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die Aktualisierung Ihrer bestehenden Daten im Ausstellerverzeichnis ist notwendig, um allen Anwendern eine problemlose Kontaktaufnahme mit Ihrem Unternehmen zu ermöglichen und zu gewährleisten, dass ausschließlich richtige Daten veröffentlicht werden. Die aktuell gespeicherten Daten entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Auftragsformular. Der Expo-Guide ist unabhängig, objektiv und nicht an Veranstaltungsorganisationen oder Werbegemeinschaften gebunden.

Wir möchten Sie als Verantwortlichen für die Messeteilnahme auffordern, alle notwendigen Änderungen unter http://www-expo-guide.com vorzunehmen. Nach erfolgter Änderung und Freischaltung wird Ihr kostenloser Eintrag angezeigt und im Suchergebnis vorgereiht. Für eine kostenpflichtige, gestaltete Werbeeinschaltung verwenden Sie bitte das beiliegende Auftragsformular. Kostenlose Änderungen können nur online erfolgen.

Wir hoffen, dass Sie Ihren Eintrag genau kontrollieren, die Aktualisierung vornehmen und verbleiben

mit freundlichen Grüßen

Oscar T. Guerrero
Expo-Guide

„Halt“, werden Sie sagen. Das ist doch genau solch ein Spam wie bei der Deutschen Internet Kartei. Richtig! Und genau wie auch die Deutsche Internet Kartei ist auch das angebliche Ausstellerverzeichnis Expo-Guide ein völlig nutzloses Verzeichnis, das sogar mit einer fast identischen Masche wie die Deutsche Internet Kartei versucht, mit nicht ganz lauteren Methoden Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Nun ja, immerhin muss man hier konstatieren, dass die Auftragserteilung nicht ganz so problemlos übersehen werden kann wie in ähnlich gelagerten Fällen. Dennoch spekuliert man wohl genau darauf, denn während die Anbieterkennung verdächtig klein ausfällt, steht dick „Aktueller Eintrag: START ESSEN, Essen“ sowie „Bitte an die bearbeitende Stelle für Messeteilnahmen weiterleiten“. Es soll demnach suggeriert werden, dass der Spam des Expo-Guide in irgendeinem Zusammenhang mit der Teilnahme des angeschriebenen Unternehmens an einer Messe stehen würde. In unserem Falle war dies die Start-Messe in Essen, an der wir vor einigen Jahren einmal als Aussteller teilgenommen haben.

Beiliegend findet sich dann noch ein Formular, auf dem die Unternehmensdaten mit der Bitte um Bestätigung oder Korrektur vermerkt sind. Viel kleiner als der Rest ist dann der Absatz, in dem ein Auftrag erteilt wird. Dieser Auftrag beinhaltet eine sinnlose Anzeige in einem nutzlosen Verzeichnis mit einer Laufzeit von drei Jahren. Dafür werden schlappe 1.180 Euro („oder sein Equivalent in mexikanischen Pesos“) fällig – pro Jahr versteht sich. Wie üblich verlängert sich dieser hochseriöse Auftrag automatisch um jeweils ein weiteres Jahr.

Unsere Meinung: Klar, Im Gegensatz zu manch anderem Adressverlags-Spam kommt dieser noch vergleichsweise harmlos daher, da der Hinweis auf die kostenpflichtige Anzeige mehrfach erscheint. Dennoch spekuliert natürlich auch der Expo-Guide darauf, dass unter Zeitdruck stehende Entscheider ohne genaueres Hinsehen die auf dem Adress-Formular befindlichen Daten „korrigieren“ und damit unbeabsichtigt einen Auftrag erteilen. Nicht umsonst ist der Brief deshalb so gehalten, als handele es sich um die mit Messen üblicherweise einhergehende Aufnahme in das Ausstellerverzeichnis derjenigen Messe, an der das Unternehmen auch teilzunehmen gedenkt. Statt dessen erteilt man also einen völlig sinnlosen Auftrag für einen noch sinnloseren Eintrag in ein völlig nutzloses Verzeichnis. Auch gut.

Andererseits scheint sich dieses bedingt seriöse Geschäft aber dennoch zu rentieren. Denn der ach so wichtige Expo-Guide versendet nicht nur seinen Spam mit der Post. Nein, anbei befindet sich auch noch ein Retourkuvert, das unfrei an die Firma Expo-Guide zurückgeschickt werden soll. Es ist tatsächlich kein Porto notwendig! Es scheint also hinrichend viele Zeitgenossen zu geben, die trotz oder eben gerade wegen der leicht zu übersehenden Hinweise auf einen Auftrag eben diesen erteilen.

Nun ja, vielleicht erteilen Sie den Auftrag ja auch in dem Glauben, dass es sich um das offizielle Ausstellerverzeichnis der jeweiligen Messe handelt. Aber angeschmiert: Dem ist natürlich nicht so. Es handelt sich nach wie vor um ein völlig unwichtiges und nutzloses Verzeichnis im Internet.

Na gut, ganz nutzlos ist der Expo-Guide natürlich nicht. Denn er nutzt der Expo Guide S de RL de CV (so die offizielle Firmenbezeichnung laut Briefpapier), Mariano Escobedo # 752 – 9, Col. Nueva Anzures, México D.F. 11590, Mexico dabei, sich nicht ganz konform mit den Vorschriften des deutschen Wettbewerbsrechts ein wenig zu bereichern. Aber deshalb sitzt man ja auch im fernen Mexiko, da dies die Wahrung der Rechte über den Tisch gezogener Betroffener ein klein wenig erschwert. Interessanterweise geht jedoch der Brief mit dem unfreiwilligen Auftrag an ein Postfach in Deutschland: Auf dem Antwortkuvert ist nämlich die Adresse Expo-Guide, Postfach 2235, 36243 Niederaula, Germany vermerkt.

Zur weiteren seriösen Anmutung trägt natürlich auch bei, dass bezüglich des nutzlosen Auftrags an das hochseriöse Unternehmen Expo-Guide ausschließlich mexikanisches Recht angewendet werden soll. So steht es jedenfalls in dem Kleingedruckten hinter dem Wörtchen Auftrag auf dem tollen Formular, auf dem man seine Unternehmensdaten bestätigen bzw. korrigieren kann.  Und da wir ja in Deutschland Vertragsfreiheit haben, gilt auch schnell noch folgender Passus: „Ausschließlicher vereinbarter Gerichtsstand und Erfüllungsort ist México D.F. Mexico.

Also: Auch diesen Brief sollten Sie getrost wegwerfen. Erschreckend, dass offensichtlich so viele auf diesen Sermon hereinfallen, dass sich dieser Briefspam betriebswirtschaftlich rechnet.

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