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Unternehmensbeteiligung

Ganz schön merkwürdige Investment-Angebote – Ein Erfahrungsbericht

Investieren Sie hier und jetzt – ein besseres Angebot gibt es nicht! So oder so ähnlich könnte man einige der Angebote umschreiben, die im Laufe der Jahre auf unseren Schreibtischen gelandet sind. Wie üblich war mal wieder immer alles kein Problem, es sei denn, dass wir den Nachweis durch entsprechende Unterlagen forderten. Im folgenden haben wir einige Beispiele für unseriöse Projekte bzw. Finanzierungsangebote für Sie zusammen getragen:

  • Das Hotel in Dubai
  • Die Revolution der Telekommunikation
  • Medizintechnik vom Feinsten
  • Von Schiffswracks und gestrandeten Unternehmen
  • Andere lustige Ideen
  • Die Milliarden-AG

Das Hotel in Dubai

Dubai boomt – Palmeninseln, Dubai Marina, das Burj el Arab – es gibt nichts, das es nicht gibt und keine Phantasie ist verrückt genug, um nicht umgesetzt zu werden.

Nicht ganz so phantasievoll wie die Scheichs gingen einige Herren zu Werke, denen wir vor einiger Zeit begegneten. In dem vorgestellten Projekt sollte es darum gehen, ein Hotel in Dubai zu bauen. Dieses Projekt sollte in der Nähe des Flughafens gebaut werden, mithin eher Kongress-Hotel als Urlauber-Hotel sein. Es gab auch einige schöne Skizzen zu dem Bauvorhaben. Wichtig war zudem, dass bereits ein Betreiber gefunden war. Eine namhafte und sehr bekannte Hotelkette sollte das Hotel managen. Wenn wir dann noch bitte so freundlich wären, zu helfen, Investoren einzuwerben.

Also fragten wir zunächst einmal nach Kopien der Baupläne. Doch merkwürdig: Uns wurde erklärt, dies bräuchten wir nicht, es ginge ja „lediglich“ darum, Investoren einzuwerben. Auch sei es „kein Problem“, einen Letter of Intent der Hotelkette zu bekommen, doch bitteschön nicht jetzt. So etwas bräuchten wir alles nicht, wurde uns beschieden. Wir sollten ja „nur“ die Anteile an dem Hotelprojekt vertreiben.

Ja, das wurde ein kurzes Gespräch. Wir bedienten uns noch bei Kaffee und Keksen und verabschiedeten uns dann sehr schnell. Denn wir stecken unsere Zeit eben doch lieber in seriöse Projekte. Und seriöse Projekte sind halt überprüfbar. Oder ist es so schwierig nachzuvollziehen, dass wir erst einmal prüfen möchten, was wir hinterher als Projekt begleiten?

Die Revolution der Telekommunikation

Ähnlich verhielt es sich mit einem Projekt, das angeblich den Markt der günstigen Mobiltelefonie revolutionieren sollte. Auch hier ging es natürlich nur darum, den Vertrieb der Anteile zu übernehmen. Und wie auch bei dem Hotel in Dubai hatten wir natürlich die Aufgabe völlig falsch verstanden, da wir darauf bestanden, dass es ohne Prüfung des Projektes keine weitere Bearbeitung geben solle.

Konkret ging es darum, dass eine angeblich patentierte Technik existieren sollte. Diese sollte mit zwei renommierten und sehr bekannten Unternehmen auf den Markt gebracht werden. Zwar legte man uns Kopien von Schreiben dieser Unternehmen vor. Doch zum einen waren dies keine echten Letters of Intent, sondern vage Interessensbekundungen. Zum anderen machte es uns stutzig, dass man sich vehement wehrte, diese Kontakte und das angebliche Patent einer Prüfung zu unterziehen. Dies lässt nach unserer Meinung nur einen einzigen Schluss zu: Es handelte sich nicht um ein seriöses Angebot.

Immerhin: Vor kurzem haben wir einmal eine Recherche angestellt. Demnach gibt es das betreffende Unternehmen noch und man ist dort bemüht, das Angebot unter die Leute zu bringen. Nur von den renommierten Partner-Unternehmen ist auf der Webseite keine Rede mehr…

Medizintechnik vom Feinsten

Können Sie sich ein Unternehmen vorstellen, das bereits existiert, Umsätze und Produkte hat aber nicht in der Lage ist, eine BWA oder ein Produktmuster vorzulegen? Nein? Wir auch nicht. Genau dies haben wir jedoch erlebt. Das Unternehmen gab vor, medizintechnische Geräte zu produzieren. Laut Aussage des Gründers befand man sich in der Start-up-Phase und hatte gemeinsam mit französischen Universitäten diverse Geräte und Verfahren im Bereich der Haut-Medizin entwickelt.

Da das Unternehmen angeblich erste Prototypen besaß und auch erste Umsätze generiert wurden, interessierten wir uns brennend für besagte Produktmuster und BWA. Danach war es nicht mehr möglich, mit dem Unternehmen in Kontakt zu treten. Es ging niemand mehr ans Telefon und auch E-Mails oder Briefe wurden nicht mehr beantwortet. Auch das spricht nicht gerade für ein seriöses Geschäftsgebaren, oder?

Von Schiffswracks und gestrandeten Unternehmen

Einmal erhielten wir eine Anfrage, die zunächst einmal gar nicht so uninteresant klang – oder „sexy“, wie wir bei manchen Business-Modellen zu sagen pflegen. Es ging hier nämlich um die Bergung der Ladungen diverser Schiffswracks. Auf den Anleger warteten Gold, Silber, uralte Gebrauchsgegenstände und vieles mehr. Geschichte zum Anfassen eben.

Wir wollen damit jetzt nicht sagen, dass solche Business-Modelle per se uninteressant wären. Im Gegenteil. Doch sollte man nicht erwarten, dass zu solch einem Business-Modell auch die Frage beantwortet werden kann, wie denn konkret Geld verdient wird? Tipp der Jörg Haupt Management Consulting: Von Sponsoring über Ausstellungen, Filmrechte oder Exklusivtourismus wäre da so einiges möglich.

Dummerweise wurde an solch Umsatz bringende Ideen kein Gedanke verschwendet. Im Gegenteil, man hatte bereits mit einer Bergung (angeblich) begonnen und nach eigenem Bekunden das Geld seiner Investoren bereits versenkt – also im wahrsten Sinne des Wortes, denn es ging ja schließlich um die Bergung einer Schiffsladung.

Ansonsten hatte der angeblich für das Marketing zuständige Mensch keine Ahnung vom selbigen und auch sonst war man nicht besonders auskunftsfreudig. Na ja, man hatte da halt etwas verwechselt: Ob wir denn nicht einige reiche Leute kennen würden, denen man die Anteile verticken könne. Aber es geht ja nicht darum, nur irgendwelchen Mist zu „verticken“, oder? Und da das ganze Business Modell nicht fundiert und seriös erschien, wurde es rundweg abgelehnt.

Andere lustige Ideen

Auch von weiteren lustigen Ideen können wir berichten: Von dem Autor, der der festen Überzeugung war, die Fortsetzung zum Roman „Das Sakrileg“ geschrieben zu haben. Die Filmrechte sollten schon verkauft sein, ein Musical geplant und überhaupt war bereits alles in Butter. Jetzt brauchte er nur noch eine kleine Stange Geld, um einen eigenen Verlag zu gründen. Na ja, wahrscheinlich, weil kein Verlag diesen Schund haben wollte. Typische Trittbrettfahrer eben.

Niedlich waren auch die Eigentümer eines französischen Schlosses, die sich völlig übernommen hatten. Das Geschäftsmodell war nicht aufgegangen und die Bank drohte mit Zwangsvollstreckung. Eigentlich fiel uns nun auch nicht mehr viel mehr ein, als die Immobilie in den einschlägigen Immobilienmärkten anzubieten. Doch das wollten wiederum die Eigentümer nicht. Man müsste doch nur einen Menschen finden, der den Charme des Schlosses begreift…

Um es ganz klar zu sagen: Die Kaufpreisvorstellungen waren zu hoch angesetzt und das Einzige, das uns auf Anhieb eingefallen wäre, ist irgendetwas zwischen Golf-, Wellness- und Tagungshotel. Allerdings gibt es mehr ähnliche Immobilien als man denken sollte und so ad hoc können auch wir keine Lösung herbei führen. Da wir jedoch ein rudimentäres Business-Modell entwickeln wollten, fiel die Sache mit der Burg ganz schnell ins Wasser – und das, obwohl es sich nicht um ein Wasserschloss handelte. Fairerweise muss man sagen, dass es sich eigentlich weniger um ein unseriöses Angebot denn um eine naive Herangehensweise handelte.

Schade eigentlich, denn es wäre trotz allem ein schönes Projekt gewesen. Problematisch sind allerdings immer die Projekte, bei denen in irgendeiner Art und Weise die Initiatoren in die Kategorie „Weltverbesserer“ fallen. Wir meinen: Man darf ja ruhig die Welt verbessern, aber man sollte doch bitte immer daran denken, dass ein Unternehmen nur dann für Investoren interessant ist, wenn man damit auch Geld verdienen kann.

Insgesamt muss man sich auch wundern, wie viele Ideen an einen herangetragen werden, bei denen die Initiatoren sich dann mit Händen und Füßen gegen eine Überprüfung wehren. Es stellt sich schon die Frage, ob diese Leute ernsthaft glauben, dass sie damit weiter kommen.

Die Milliarden AG

Wussten Sie schon, dass ein Unternehmen ohne Umsatz und ohne Produkte bereits einige Milliarden Euro wert sein kann? Nein? Wir auch noch nicht. Doch dann flatterte ein Business-Plan ins Haus, in dem das alles ohne weiteres möglich war. Und einen kleinen Auszug daraus möchten wir Ihnen nicht vorenthalten. Wir werden die Original-Texte im folgenden kursiv darstellen. Namen werden mit BLABLA unkenntlich gemacht, da wir einer grundsätzlichen Verschwiegenheit unterliegen. Aus diesem Grunde werden wir auch zum eigentlichen Business-Modell nichts schreiben.

Die BLABLA Inc. ist eine im Jahre 1999 im US-Bundesstaat Oregon gegründete und dort eingetragene Aktiengesellschaft. Sie unterliegt den gesetzlichen Bestimmungen des US-Bundesstaates Oregon und ist mit einer deutschen Aktiengesellschaft vergleichbar.

Das genehmigte Aktienkapital der Gesellschaft beträgt US $ 1.300.000.000. Von den stimmrechtslosen Vorzugsaktien im Gesamtwert von US $ 650.000.000 beabsichtigt die Gesellschaft 20.000.000 Vorzugsaktien mit einem Nennwert je Aktie von US $ 10,- und einem Gesamtwert von US $ 200.000.000 öffentlich in Deutschland zum Kauf anzubieten.

Niedlich, oder? Man muss sich vergegenwärtigen, dass das Unternehmen bis dato noch keinen müden Cent Umsatz gemacht hatte. Auch existierte kein Anlagevermögen und auch die Initiatoren waren nicht wirklich mit großen Summen in ihrer Milliarden-AG investiert. Kein Wunder, um eine amerikanische Inc. zu gründen braucht man ja auch gar nicht so viel. Nur muss man sich dann nicht wundern, wenn man nur wegen großer Pläne keine wertlosen Papiere für sage und schreibe zweihundert Millionen Euro an den Mann oder die Frau bekommt. Im Ernst: Dies wäre schon bei zweihundert Millionen türkischer Lire vor der Währungsreform schwierig geworden. Übrigens ist das ein Grund, warum die ganzen „neuen“ Gesellschaftsformen wie Inc. oder Ltd. mit Argusaugen betrachtet werden. Doch weiter im Text. Dort heißt es:

Die BLABLA Inc. stellt als Holding ihren Unternehmen alle erforderlichen Finanzmittel für die Unternehmensentwicklung und -sicherung zur Verfügung. Durch die fortlaufende Schaffung und Sicherung vielfältiger Synergieeffekte dient sie jedem einzelnen Unternehmen, der gesamten Gruppe und den Interessen ihrer Aktionäre. Die BLABLA Inc. wird weitere Unternehmen gründen und übernehmen oder sich an Unternehmen beteiligen, wie dies der vorteilhaften Entwicklung des Unternehmens und den Interessen ihrer Aktionäre dienlich ist.

Bravo! Eine tautologische Glanzleistung! Ebenso hätte man auch schreiben können: „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt so wie es ist!“ Viel größer ist die Aussagekraft des obigen Absatzes auch nicht, oder? Zu deutsch: Sollten wir jemanden finden, der die besagten 200 Mio € in „Nichts“ investiert, dann finden wir auch einen Weg, dieses Geld zu verbraten! Na denn herzlichen Glückwunsch!

Süß ist auch der Satz mit den Synergieeffekten: Worin bestehen diese denn? Na ja, egal, ist ein Modewort, das muss einfach in einen Business-Plan, oder? Ach ja, ein erfahrenes Management-Team, das bereits einmal in Konzern-Strukturen gearbeitet hätte gab es übrigens nicht. Zudem fragt sich, wo denn zwischen noch gar nicht existenten Geschäftsbereichen Synergie-Effekte bestehen könnten.

Toll auch die Passage mit den Tochterunternehmen, Übernahmen und Beteiligungen. Lassen wir uns das einmal auf der Zunge zergehen: Da hat man noch kein Produkt, kein Anlagevermögen, eigentlich gar nichts außer einer Briefkastenfirma. Nun braucht man nur noch ein paar gutgläubige Menschen, die mal eben 200 Mio € investieren und dann kann man schon an Gründungen und Übernahmen denken. Aua!

Gestatten Sie uns noch ein Schlusswort: Seien Sie vorsichtig, wenn man Ihnen in einer Gründungssituation unbedingt die Gründung einer Inc. oder Ltd. aufschwatzen will. Dies kann Sinn machen, muss aber nicht. Schon gar keinen Sinn macht es, wenn es auf Teufel komm raus und möglichst schnell passieren soll. Dann steckt i.d.R. die Drückerkolonne eines Strukturvertriebs dahinter. Im ungünstigsten Falle ist Ihr Geld sogar weg. Aber die schnellen Firmengründer sind ein anderes Thema.

Bildnachweis: Lizenzfreies Bild aus der Datenbank Free PhotosBank

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