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FallstudienUnternehmensberatung

Guck mal, was der verdient! – Oder: Ein BWL-Crashkurs am Beispiel einer Kirmes-Pommesbude

„Guck mal, was der verdient!“
„Was?“
„Na, der da drüben mit der Pommesbude. Der steht jedes Jahr hier und verdient sich dumm und dämlich.“

So oder so ähnlich begann ein Dialog, den ich vor einigen Jahren auf der Kirmes in Haan geführt habe. Für alle, die es wissen wollen: Haan ist eine mittelgroße Stadt in der Nähe von Düsseldorf. Einmal im Jahr findet in der Innenstadt eine Kirmes statt, für die Straßen und Plätze gesperrt werden. Diese Kirmes habe ich vor einiger Zeit mit einigen Freunden besucht und aufgrund des Andrangs an einer Kirmes-Pommesbude ergab sich der voranstehende Dialog.

Ich fragte dann, woher mein Bekannter wüsste, dass sich der Besitzer der Pommesbude dumm und dämlich verdient. Die verblüffende Antwort war: „Ja guck doch mal, was da alles über den Tresen geht.“

Nun mag es ja sein, dass an besagtem Tag eine Menge los war und tatsächlich einiges über den Tresen ging. Sicherlich wurde an diesem Tag auch ein ganz guter Umsatz gemacht. Doch zwischen Umsatz und Gewinn liegen bekanntlich die Kosten. Also entwickelte ich ein spontanes Beispiel:

Die Stadt Haan stellt den Schaustellern die Standplätze sicherlich nicht kostenlos zur Verfügung. Unsere Kirmes-Pommesbude musste also zunächst einmal Standmiete bezahlen. Auch Strom und Wasser werden der Pommesbude sicherlich nicht geschenkt. Weiter ist es bei vielen Veranstaltungen üblich, dass eine Umlage für Sicherheit, Umwelt, Entsorgung usw. verlangt wird. Auch dafür entstehen also Kosten.

Wenn die Pommesbude Pommes und Würstchen verkauft, dann macht sie mit den Pommes und Würstchen zwar Umsatz. Die Pommes müssen aber ebenso gekauft werden wie das Fett, in dem sie frittiert werden. Jedes Schnitzel, jede Wurst, jede Cola und jedes Bier muss vor dem Verkauf zunächst einmal eingekauft werden. Das verursacht ebenso Kosten wie die Lagerung und Kühlung der Ware. Ja, selbst Ketchup und Mayonaise müssen ebenso wie Pommesgabeln, Servietten und Schälchen vorher eingekauft werden und verursachen zunächst einmal Kosten.

Wenn Pommes, Würstchen und Getränke verkauft werden, so benötigt man dafür Personal. An besagtem Kirmesabend war jede Menge Personal hinter dem Tresen anwesend. Denn wenn sich vorne hungrige Gäste drängen, dann muss auch jemand da sein, der die Bestellungen annimmt, die Speisen zubereitet, Essen und Getränke ausgibt und auch abkassiert. Das Personal arbeitet jedoch nicht kostenlos. Denn die Mitarbeiter möchten ja schließlich auch von etwas leben und gute Arbeit soll ja auch anständig entlohnt werden.

Es entstehen also Personalkosten. Hinzu kommen Kosten für die Sozialversicherung. Außerdem muss ein Unternehmer ja auch die Lohnsteuer abführen.

Die fahrende Pommesbude hat der Unternehmer sicherlich auch nicht gratis erhalten. Immerhin handelte es sich um einen Anhänger, in den eine ganze Imbissbude eingebaut war. Das kostet sicherlich schnell einen größeren fünfstelligen oder vielleicht sogar sechsstelligen Betrag. Außerdem erfordert solch ein schwerer Hänger auch ein großes Zugfahrzeug, das natürlich ebenfalls teurer ist als ein normaler Mittelklasse-PKW. Auch hier entstehen dem Unternehmer also zunächst einmal Kosten.

Da er mit seiner Pommesbude von Veranstaltung zu Veranstaltung zieht, muss er nicht nur die Kosten der Anschaffung tragen. Es entstehen auch laufende Kosten: Benzin, Versicherung, Steuern und möglicherweise auch ein überdachter Standplatz – all das will ebenfalls zunächst einmal bezahlt sein.

Und dann ist es ja auch noch lange nicht so, dass sich Top-Veranstaltung an Top-Veranstaltung reiht. Sicher: Im Sommer wechseln sich Jahrmärkte und Schützenfeste ab. Doch bleibt immer noch ein Wetterrisiko: Denn nur wenn das Wetter gut ist, strömen die Massen auf die Kirmesplätze. Erfahrungsgemäß ist aber nicht pausenlos bestes Sommerwetter. Selbst die Rheinkirmes in Düsseldorf – mit vier Millionen Besuchern immerhin eines der größten Volksfeste in Deutschland – musste vor einigen Jahren einmal an einem Tag wegen einer Sturmwarnung geschlossen werden. Selbst eine Top-Kirmes ist demnach keine Umsatzgarantie. Und selbst wenn es „nur“ regnet und die Kirmes ansonsten geöffnet hat, ist bei Regen eben Essig mit dem Umsatz.

Nun ist aber auch bekanntlich nicht das ganze Jahr lang Sommer. Im Winterhalbjahr haben die Schausteller oftmals richtig Saure-Gurken-Zeit. Vielleicht gibt es ja noch einen Weihnachtsmarkt und eine Karnevalsveranstaltung. Ansonsten bleibt einige Monate lang der Umsatz vielleicht sogar ganz aus. Die ertragreichen Sommermonate müssen demnach die Saure-Gurken-Zeit mitfinanzieren.

Ist der Unternehmer findig, vermarktet er in der Zwischenzeit sein Angebot vielleicht im Rahmen von Firmenveranstaltungen oder anderen Events. Dann muss er dieses Angebot jedoch bewerben. Mit großer Wahrscheinlichkeit besitzt er also eine Webseite, die natürlich auch erst einmal Geld kostet – ebenso wie Flyer, Prospekte oder Visitenkarten. Es entstehen also Kosten für das Marketing.

Der Unternehmer benötigt darüber hinaus auch noch einen PC und einen Telefonanschluss. Es entstehen also auch Kosten für IT und Telekommunikation.

Wenn man so wie unsere Kirmes-Pommesbude von Jahrmarkt zu Schützenfest zu Jahrmarkt und damit von Stadt zu Stadt zieht, muss man natürlich auch irgendwo übernachten. Vielleicht hat der stolze Besitzer der fahrenden Pommesbude also auch noch einen Wohnwagen für sich und sein Personal. Oder aber er muss sich in einem Hotel einbuchen, womit ihm weitere Kosten entstehen.

Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen. Und erst dann wenn all das bezahlt ist, dann bleibt vielleicht ein Gewinn über, der das Unternehmen langfristig tragfähig macht. Davon werden dann noch Steuern gezahlt. Und erst dann, wenn auch diese Steuern bezahlt sind, hat der Unternehmer tatsächlich etwas verdient.

„Ja“, sagte mein Bekannter, „wenn Du das so rechnest …“
„Genau so muss man das rechnen“, sagte ich darauf.

Solche Rechnungen stellen wir übrigens im Rahmen von Planungsrechnungen bei der Erstellung von Businessplänen immer wieder auf. – Sprechen Sie uns an.

Zum Schluss der obligatorische Hinweis an die moralisch flexible Zunft der Abmahnanwälte: Die Bilder in diesem Beitrag stammen von Pixabay. Wie man dort auf der Startseite lesen kann, unterliegen die Bilder einer Creative Commons Lizenz.- Bild 1Bild 2Bild 3 – Bild 4

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